Steven Hutchings, der an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach im Rahmen seiner Diplom-Arbeit einen engagierten aber nicht wirklich erhellenden Film über die Informations- und Medienarbeit der Bundeswehr gedreht hat, verbreitet seine Thesen von der medialen Allmacht der Bundeswehr nun auch im eigentlich sehr fundierten e-zine TELEPOLIS. Der zentrale Vorwurf: die Bundeswehr betreibt Integrierte Kommunikation.
Wenn es doch nur so wäre. Jetzt beginnt die die Bundeswehr mit ungefähr 10 Jahren Verspätung damit, ihre Medienarbeit zu professionalisieren, und schon holt ein unbedarfter Schreiberling die Verschwörungstheorie-Keule hervor, um zwar chronologisch sauber sortiert, aber intellektuell überfordert, ein paar Fakten aufzuschreiben und daraus zu schließen, dass nun der vernetzte Medienkrieg begonnen habe.
Schön wäre es, denn dann müsste sich die bundesrepublikanische Öffentlichkeit endlich einmal ernsthaft mit dem Einsatz der Bundeswehr beschäftigen. Bis es soweit ist, können überforderte Journalisten weiter von der vermeintlichen medialen Macht des Militärs schwadronieren. Die ist zwar nicht wirklich existent, aber die bloße Behauptung ist derart wirkmächtig, dass sie eine gründliche Recherche und kritische Analyse leicht ersetzt. Und das ist die eigentliche Macht der Medien der Militärs: die Unfähigkeit der Beobachter, sie zu beobachten und zu verstehen.
Gar nicht dazu passen will die jüngste Auszeichnung, die die Bundeswehr für ihre angeblich gelungene Medienarbeit erhalten hat. Folgt man dem Forschungsinstitut Media Tenor, ist es dem Bendlerblock nämlich unter allen Ministerien am besten gelungen „ein eigenständiges Medienimage aufzubauen, das nicht vom jeweiligen Minister abhängig war.“ Da freut sich der Chef doch, oder?
Vielleicht lohnt sich hier aber auch der Blick in das ewige Archiv Internet. Dort findet sich beispielsweise ein interessanter Bericht aus der Neuen Zürcher Zeitung zur Wissenschaftlichlichkeit solcher Erhebungen.