Designdesaster an der Führungsakademie

Screenshot Website Führungsakademie der Bundeswehr

Ja, ich weiß, es kommt auf die inneren Werte an. Das Designdesaster, dass die Führungsakademie der Bundeswehr allerdings mit ihrer neuen Internetseite angerichtet hat, kann dennoch nicht unkommentiert bleiben. (Und wer jetzt auf die Idee kommt, zu bemerken, dass dieses Blog auch alles andere als eine Augenweide ist, der hat Recht. Die WordPress-Standardgestaltung stammt vermutlich aus dem vergangenen Jahrtausend und hatte selbst damals allenfalls Baumarktniveau. Aber das Blog ist auch nicht die höchste militärische Ausbildungseinrichtung Deutschlands.)

Zurück zum Stück. Die gute Nachricht: Das Verteidigungsministerium hat offenbar die Style Guide-Knute des einheitlichen Content Management Systems entfernt (stattdessen kommt Joomla zum Einsatz). Doch statt Gedankenfreiheit herrscht in Hamburg zumindest in Sachen Online-Kommunikation Gedankenlosigkeit. Das ist ärgerlich, und selbst wenn es dafür 1000 Gründe – beispielsweise kein Budget – geben mag, dieser Webauftritt ist beschämend.

Die – ich wiederhole mich – höchste militärische Ausbildungseinrichtung der Bundeswehr präsentiert sich im World Wide Web im Stile eines x-beliebigen Sparkassen-Seminarzentrums in der Lüneburger Heide mit einer Bildsprache, die allenfalls assoziativ einen Zusammenhang mit dem Kernauftrag der Akademie – Truppenführung im Krieg – herstellt. Inhaltlich ist die Seite ähnlich schwach, mehr Sammelsurium vorhandener Texte als Ergebnis eines geplanten redaktionellen Prozesses. Und dass eine Institution, die nicht nur Deutschland in der Welt repräsentiert sondern auch zahlreiche internationale Lehrgangsteilnehmer hat, kein englischsprachiges Angebot bereit stellt, ist einfach nur peinlich.

Auch technisch ist die Seite ihrer Zeit zurück. Die Bilder im vermeintlich modischen Slider nehmen nicht nur 50 Prozent des Viewports ein, sondern skalieren auch falsch. Von responsive Design, also der automatischen Anpassung an unterschiedliche Endgeräte, keine Spur. Darüber hinaus sind die Bilder nicht mit Inhalten hinterlegt und inwiefern Alternativtexte wie „lachen neu“ oder „wassertraeger“ den Vorgaben der BITV 2.0 entsprechen, hätte ich auch gerne gewusst. Ähnlich katastrophal ist die Qualität der Texte. So finden sich beispielsweise auf der Seite Kontakt über die man zur Abteilung „Führungsakademie der Bundeswehr – Nationale und Internationale Beziehungen (NIB)“ die folgenden Stilblüten:

Auf den Passus „Unsere Abteilung setzt sich aus folgenden Bereichen zusammen“ folgt die grammatikalisch interessante Fortsetzung „das Team Presse- und Öffentlichkeitsarbeit“, „das Team Kontakte“, „die Web-Redaktion und“ „die Alumni-Kontaktstelle der Führungsakademie der Bundeswehr.“ Wie wäre es denn hier mit richtigen Artikeln wie „dem“ und „der“?

Und während sich der Leiter der Abteilung so vorstellt wie Radiomoderatoren seit Beginn der 90er Jahre „Ich bin …“ stehen neben den Portraits der Leiter der Abteilungen Presse und Kontakte Texte, die einmals auf  „das Team“, ein anderes Mal auf  „unser Team“ verweisen.

Das ist, zusammenfassend, Flickschusterei, und wer auch immer diese Seite zusammengefrickelt hat – sei es ein Stabsoffizier oder ein Stabsdienstsoldat, der sich mit einem Open Source Content Management System auskennt, er oder sie wurde(n) schlecht geführt. Das ist umso ärgerlicher als dass diese Arbeit vermutlich unter hohem persönlichen Einsatz auch über die normale Dienstzeit hinaus geschehen und aller Anerkennung wert ist. Das Ergebnis bleibt ein Desaster und die Verantwortung dafür trägt der Kommandeur der Akademie. Er ist auch derjenige, der veranlassen muss, dass die Führungsakademie einen ihrer Bedeutung und ihrer inhaltlichen Qualität angemessene Präsenz im Internet bekommt, denn die inneren Werte einer Institution verdienen, professionell dargestellt zu werden.

 

7 Gedanken zu „Designdesaster an der Führungsakademie

  1. Mei, jetzt hau doch nicht gleich wieder drauf… 😛 Solche Beispiele finden sich doch leider zu hauf in allen Bereichen der Wirtschaft, nicht nur in staatlichen Institutionen. Und die FüAk war doch schon zu unseren Zeiten immer wieder gut für einen Witz.

  2. Also wer es schafft, sogar noch hinter die Standards der alten Website zurückzufallen, hat es nicht besser verdient 😉

  3. Was mich glatt mehr wundert: Wo kommen die ganzen ausländischen Kinder und verschleierten Frauen her? Oder wo wollen sie hin? Und was will mir dieses Titelbild sagen?

  4. Vielleicht ist das ganze ja auch nur eine Zwischenlösung? 😛 Was mir mal wieder durch den Kopf gegangen ist: Warum will die FüAk auf ihrer Seite eigentlich so krampfhaft zivil wirken? Die FüAk-Ausbildung ist ja letztendlich noch einmal ein zweites Studium für die Offiziere. Geschult werden soll die Befähigung zum Führen in größeren Dimensionen. Oder anders ausgedrückt: Das Bezwingen eines Gegners im Rahmen von militärischen Operationen = Kämpfen. Das sehe ich aber nicht in den Bildern.

    • Interessante Frage. Aber eigentlich ist die „zivile“ Möchtegern-Ausrichtung doch nur konsequent. Schließlich waren bis zum überraschenden Outing, dass in Afghanistan tatsächlich ein Krieg stattfindet, viele Leute der Ansicht, dass dort nur Brunnen (und manchmal auch in der Nase) gebohrt werden.

      Selbst nach dem Outing ist nun zwar klar, dass deutsche Soldaten kämpfen, töten und bisweilen auch fallen können. Von der Möglichkeit, eine kriegerische Auseinandersetzung auch mit einer klaren Zielstellung führen zu können, die eventuell sogar das Wort „Sieg“ beinhaltet, scheint nach wie vor niemand etwas zu halten. Nach dem Motto: „Ich soll hier nur Krieg führen. Vom Gewinnen hat keiner was gesagt“.

      Fazit: Es stimmt wohl, dass man vom Krieg und vom Wurstmachen möglichst wenig in der Öffentlichkeit sehen möchte. Es könnte allerdings durchaus Sinn machen, sowohl Metzgern als auch Soldaten realistische Einblicke in ihr Handwerk zu geben, bevor sie sich dafür entscheiden. Nur läuft das dann eben wieder sofort unter „Kriegsverherrlichung“.

      Passt doch auch zu der Maßgabe, dass neuerdings an einigen Unis die Forschung nur noch zivilen Zwecken dienen soll. Werde gespannt abwarten, wie sämtliche „Zivilforscher“ demnächst ohne Laser, Mikrowellen (Radar), GPS oder andere böse militärische Erfindungen auskommen. Denn darauf müssten sie konsequenterweise dann auch verzichten.

  5. Ich mache mir mehr Sorgen um den Inhalt als um die Verpackung. Wie Dozenten von gestern (viele davon ohne echte Einsatzerfahrung) auf die Herausforderungen von morgen vorbereiten sollen, hat sich mir nie erschlossen.

  6. Wozu haben wir denn ein Bundeswehr weites CI Konzept in Sachen Webauftritt?

    Über 1MB große Bilder in der Slideshow! Na da habe ich mal ein Negativbeispiel für mein Seminar „Content Management Systeme“.

    Eine schlecht gestylte „Extrawurst“ der FüAk

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