Unser Zustand

Ehrenhain im Feldlager Mazar e Sharif. Hier gedenken die Soldaten ihrer in Afghanistan gefallenen Kameraden.

Ehrenhain im Feldlager Mazar e Sharif. ZDF/Alex Alfes

 

Viele werden es vermutlich schon mitbekommen haben. Heute Abend läuft im ZDF der erste Teil der Dokumentation „Unser Krieg – Kampfeinsatz in Afghanistan.“  Das ZDF hat zur Sendung eine Microsite mit zusätzlichem Material eingerichtet. Außerdem finden sich in der Mediathek einige aktuelle Berichte, die sich dem Thema Afghanistan aus unterschiedlichen Perspektiven widmen. Was auffällt ist, dass die Bundeswehr selbst dem Thema kommunikativ eher wenig Raum gibt. Sicher, das Ministerium hat einen Pressetross mit zur Übergabe des Feldlagers Kunduz genommen. Die Chance aber, das Besondere des Dienstes der Soldatinnen und Soldaten aus eben dieser soldatischen Sicht darzustellen, haben die Kommunikationsstrategen im Bendlerblock – mal wieder – verpasst.

Aber was, wenn nicht? Wenn es also Absicht ist, dem Milität im Allgemeinen und den Kämpfern im Besonderen keine Bühne zu bauen? Dann, und das sage ich fast völlig ironiefrei, war die Kommunikationstrategie der vergangenen Jahre brillant. Soldaten spielen im breiten öffentlichen Diskurs kaum eine Rolle. Verirrt sich dennoch mal ein General in eine Talkshow – nicht, dass das ein Qualitätsmerkmal wäre – kann man sicher sein, dass hinter seinem Dienstgrad ein a.D. (außer Dienst) steht. Dass wir dennoch mit und nicht nur über unsere Soldaten sprechen, ist vor allem der Verdienst einzelner Soldaten. Soldaten, die sich und ihren Kameraden mit den Veteranenverbänden eine Stimme gegeben haben. Soldaten, die das Tabuthema der Traumatisierung durch Erlebnisse im Einsatz (PTBS) an die Öffentlichkeit gebracht haben. Und Soldaten, die ihre Erinnerungen an den Einsatz am Hindukusch in unterschiedlichster Weise aufgeschrieben haben.

Und weil unser Zustand so ist, wie er ist, ist es nicht verwunderlich, dass die vielleicht einprägsamsten Worte der afghanische Vize-Verteidigungsminister Nasrullah Nasari fand, als er die Mutter eines getöteten deutschen Soldaten, Tanja Menz, ansprach und über ihn, den Stabsgefreiten Konstantin Menz sagte: „Er hat sich geopfert und mit seinem Blut ein Zeichen gesetzt. Er ist auch ein Sohn dieses Landes.“

Es solte uns zu denken geben, dass vergleichbare Worte von der politischen Führung Deutschlands bislang nicht zu hören waren.

 

 

2 Gedanken zu „Unser Zustand

  1. Es ist traurig dass in dem Zeitalter in dem wir leben eine Mutter diese Worte aussprechen muss…..

    Ich habe gestern einen Bloganbieter gefunden und möchte dich gerne mal fragen, was
    du darüber denkst? das findest du unter qwer.com
    würde mich sehr über eine Antwort freuen

    • Na ja, es war nicht die Mutter, es war der afghanische Vize-Verteidigungsminister. Von Bloganbioetern ohne Impressmum halte ich grundsätzlich erst mal nichts.

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