Interessant und in hohem Maße authentisch

Die Fragen des Bendler-Blog zum NATO-Video Wettbewerb „Why Afghanistan Matters“ hat auch der Wehrbeauftragte des Bundestages, Reinhold Robbe, beantwortet. Ebenso ernsthaft und differenziert wie Robbe sich in den vergangenen Jahren für die Belange der Soldatinnen und Soldaten eingesetzt hat, setzt er sich mit den Chancen des Wettbewerbs auseinander, eine zusätzliche Perspektive in die öffentliche Diskussion um den Afghanistan-Einsatz einzubringen.

Herr Robbe, wie bewerten Sie den Wettbewerb grundsätzlich?

Ich bin der Überzeugung, dass das NATO Hauptquartier in Brunssum mit dem Videowettbewerb „Why Afghanistan Matters“ grundsätzlich ein gutes Ziel verfolgt. Wenn wir heute Fernsehen schauen oder die Zeitungen aufschlagen, wird über Afghanistan oftmals nur im Zusammenhang mit Gewalt, Armut oder Tod berichtet – wenig hingegen über den Alltag des Landes. Ich habe in meinen parlamentarischen Funktionen sehr häufig unsere Soldatinnen und Soldaten im ISAF-Einsatz besucht. Dabei blieb mir auch nicht verborgen, welchen Fortschritt es in Afghanistan seit einigen Jahren gibt. Es werden Krankenhäuser eröffnet, nach und nach wird eine funktionierende Infrastruktur aufgebaut, Mädchen besuchen wieder Schulen… Das Bild, das in unseren Köpfen von Afghanistan herrscht, ist ein mediales.

Die Wirklichkeit sieht um einiges positiver aus. Die Mehrheit der Afghanen hofft nach Jahrzehnten des Krieges auf eine friedliche und stabile Zukunft. Um sie darin zu unterstützen, dafür engagieren sich auch die deutschen Soldatinnen und Soldaten am Hindukusch. Der Videowettbewerb könnte, wenn er die persönlichen Sichtweisen der Soldaten vor Ort widerspiegelt, sicher dazu beitragen, das in der westlichen Welt doch etwas schiefe Bild Afghanistans ein wenig „gerade“ zu rücken. Das führt im Ergebnis vielleicht dazu, dass auch die Menschen in unserem Lande noch intensiver informiert werden und den Einsatz sehr viel besser bewerten können. Das jedenfalls wäre ein gutes Ziel.

Welche Beteiligung erwarten Sie sich von Seiten der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr?

Ich kann mir vorstellen, dass der Wettbewerb in den teilnehmenden NATO-Ländern durchaus unterschiedlich bewertet wird. Sicher bestehen hier und da auch Bedenken oder Vorbehalte. Grundsätzlich jedoch kann es eine gute Möglichkeit sein, die vielfältigen Sichtweisen derjenigen einzufangen, die in Afghanistan ihren schwierigen Dienst tun. Das können Soldaten genauso sein wie humanitäre Helfer. Es sollte darum gehen, einem größeren Publikum die persönlichen Erfahrungen, aber auch die großen Herausforderungen dieses Dienstes zu vermitteln. Das Bild, das daraus entstehen kann, stelle ich mir nicht nur interessant, sondern in hohem Maße authentisch vor. Sicher werden auch Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr dem Wettbewerbsaufruf folgen und auf diese Weise mit der zivilen Öffentlichkeit kommunizieren wollen.

Gibt es Bilder aus Afghanistan, die Sie in der öffentlichen Diskussion um den Einsatz vermissen und warum?

Die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr verrichten in Afghanistan tagtäglich einen ebenso schweren wie gefährlichen Dienst. Sie sind in höchstem Maße belastet. Wenn ich die Truppe im Einsatz besuche, höre ich sehr oft, dass sich die deutschen Soldaten mehr moralische Unterstützung und mehr menschliche Zuwendung von ihren Landsleuten wünschen. Die wenigsten in unserem Land aber wissen, was die Bundeswehr im ISAF-Einsatz konkret tut. Wenn der Wettbewerb dazu beitragen könnte, den Menschen daheim die tatsächliche Lebens- und Arbeitswelt der Soldatinnen und Soldaten im Einsatz näherzubringen, wäre das eine positive Sache. Daraus könnte in der Gesellschaft eine größere Akzeptanz für unsere Soldaten und ihren schweren Dienst entstehen. Das würde ich in jeder Hinsicht begrüßen.

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