Milchmädchen und Trockenschwimmer

Weil sich es ja immer so toll anhört, dass Deutschland das drittgrößte Kontingent der ISAF stellt (u.a. hier nachzulesen), jetzt mal eine ganz einfache – und natürlich ebenso falsche – Milchmädchenrechnung. Die USA stellen mit rund 15.000 Soldatinnen und Soldaten die größte Truppe und haben rund 300 Millionen Einwohner, macht einen Soldaten pro 20.000 Einwohner. Deutschland stellt ungefähr einen Soldaten pro 25.000 Einwohner und die Niederlande stellen einen Soldaten pro 10.000 Einwohner. Gemessen an den behaupteten Interessen der deutschen Politik ist das eher ärmlich – oder vielmehr unredlich, wie das Jan Techau und Alexander Skiba in einem Standpunkt der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik treffend herausarbeiten. (Zur Statistik siehe auch den Hinweis von Thomas Wiegold auf den Allied Command Situation Report)

Insbesondere der (erneuten) Forderung nach einer Debatte kann man sich nur anschließen – wobei dabei auch herauskommen kann, dass die Mehrheit der Deutschen den Einsatz ablehnt. Dann aber bitte mit allen – auch materiellen – Konsequenzen, denn das bedeutet nicht mehr und nicht weniger als den Abschied aus vielen Bereichen der Weltgemeinschaft (und damit auch den Verlust der Rolle eines glaubwürdigen Kritikers bspw. der verfehlten Irak-Politik der USA).

Vielleicht ist die Debattenpolitik der Kommunikationsburkaträger in den Parteien und Ministerien aber nicht nur unredlich und unprofessionell, sondern vor allem darauf bedacht einige unangenehme Tatsachen zu verschleiern. Hinter einem dieser Schleier – dem, dass die Bundeswehr überfordert sei (was sie ist) -, liegen nämlich rund 20 Jahre verfehlter Außen- und Sicherheitspolitik inkl. eines Versagens bei der Transformation der Streitkräfte, den eben letztere nun als Trockenschwimmer ausbaden müssen.

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